Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus

ID: 139253021614  /  Datum: 14.02.2020
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Bolbergstraße
Hausnummer: 18-20
Postleitzahl: 72116
Stadt-Teilort: Mössingen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Tübingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8416025008
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 48,4148° nördliche Breite, 9,1093° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Wohnhaus mit Scheune (72116 Mössingen-Öschingen, Obergasse 36)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Gebäude war bauzeitlich in einfachster Art mit Putz und Fassungen versehen. Kennzeichnend für einen auf das Notwendigste reduzierten Materialeinsatz sind beispielsweise die auffallend geringen Schicht-stärken der Wandputze. Das setzt sich bei den ausschließlich hellen Anstrichen fort. Farbige Anstriche gibt es nicht. In der insgesamt sehr sparsamen Gestaltung war allein der Stube im Obergeschoss eine höherwertige Ausstattung vorbehalten. Sie zeigt Wandtäfer und Holzfelderdecke. Deren Materialsichtigkeit kann ebenfalls einer bewussten Mäßigung geschuldet sein. Ob die Einfachheit der bauzeitlichen Gebäudeausstattung mit geringen finanziellen Mitteln oder möglicherweise auch mit einer religiösen, in diesem Fall pietistischen Haltung, zu begründen ist, muss vorerst dahin gestellt bleiben.
Die Bescheidenheit der Mittel kommt auch bei den später folgenden Renovierungen zum Ausdruck. Einfache Beschichtungen oder zweitverwendete Elemente seien stellvertretend genannt. Eine umfassende Maßnahme war gewissermaßen erst die Erneuerung der Wandverputzung in den 1950er oder 60er Jahren. Und doch blieb auch diese Modernisierung in ihrer Begrenzung auf das Notwendigste unvollendet.
Wo Putz und Fassungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten blieben, befinden sie sich in einem überwiegend mäßigen bis schlechten Zustand. Die Schichtenpakete trennen sich auf unterschiedlichen Ebenen und sind teils bereits abgängig. Eine gute Haftung zum Untergrund und entsprechende Stabilität weisen die Putzschichten des 20. Jahrhundert auf. In ebenfalls gutem Zustand zeigen sich Elemente der Holzausstattung wie Felderdecken, Wandtäfer und Türen.


1. Bauphase:
(1722 - 1723)
Innen- und Außenwände des Obergeschosses sowie die Giebel sind in Fachwerkbauweise errichtet. Die ursprünglichen Ausfachungen zeigen Flechtwerk und Lehm-/Strohschlag. Der Lehm ist hell und gelblich. Kammzuglinien in rautenförmiger Anordnung dienen einer verbesser-ten Haftung der Deckputze. Letztere bestehen aus einem feinsandigen hellen Kalkmörtel und wurden auffallend dünn aufgezogen. Die Putzflächen besitzen ein welliges Relief. Ursprünglich wurden die Wände in den Fluren und auch in den meisten Räumen fachwerksichtig präsentiert. Die Putzgefache waren hell getüncht, die Fachwerkhölzer blieben ungestrichen. Begleiterfassung oder andere Farbfassungen konnten bisher an keiner Stelle nachgewiesen werden. In den untergeordneten Räumen blieb der Lehmverstrich die Sichtoberfläche. Eine Kalkputzschicht war hier nicht vorgesehen. Im Bereich des Dachgeschosses verzichtet man auch auf den Lehmschlag und schloss die Fachwerkwände lediglich mit Flechtwerk aus Staken und Ruten.
Aus der Bauzeit stammen das Wandtäfer und die Felderdecke in der Stube des Obergeschosses. Beide Elemente präsentierten ursprünglich eine holzsichtige Oberfläche. Ob alle vier Wände der Stube mit einer Holzverkleidung versehen waren, konnte im Rahmen der Untersuchung nicht eindeutig geklärt werden.
Andere Elemente der bauzeitlichen Holzausstattung z. B. Türen und Fenster sind nicht erhalten. An der Hauseingangstüre zeigt sich der Abdruck von barocken Schippenbändern, die für das Tür-blatt des 19. Jahrhunderts in Zweitverwendung genutzt wurden. Die Schippenbänder wurden offenbar erst in jüngerer Zeit durch Rechteckbänder ersetzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1800 - 1899)
In der Schichtenchronologie folgen Putz und Fassungen, die dem 19. Jahrhundert zuzuweisen sind. Die zeitliche Einordnung folgt der Bezugnahme auf datierbare Elemente wie Türen oder orientiert sich an typischen Farbgebungen dieser Zeit wie es beispielweise für blaue Anstriche gilt.
Höherrangige Zimmer wertete man auf, indem man die Wände mit Flächenverputzungen versah oder mit Holzverkleidungen ausstattete. Letzteres gilt für die südöstliche Stube im Erdgeschoss, die neben einem Wandtäfer auch eine Holzfelderdecke erhielt. Auch diese beiden Elemente lassen sich anhand der zugehörigen Türen und deren Stilmerkmale in das 19. Jahrhundert datieren. Die Befundlage spricht für eine ursprünglich holzsichtige und möglicherweise mit einem Überzug versehene Oberfläche. Für das Täfer scheinen Rahmen-/Füllungs-Tafeln in Zweitverwendung genutzt worden zu sein. Die neue Ausstattung steht aller Wahrscheinlichkeit nach in direktem Zusammenhang mit der Teilung des ehemaligen straßenseitigen Saals in zwei Räume.
Bei den in dieser Phase erneuerten Türen sind zwei Typen zu unterscheiden: Die Hauseingangstüre zeigt eine Felderteilung, die dem 2. Drittel des 19. Jahrhunderts zuzuweisen ist. Aus dem späten 19. Jahrhundert stammen Türen mit Rechteckbändern, Stützkloben und einer für den Historismus typischen Felderteilung.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1900 - 1999)
Der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind Renovierungen am Putz- und Fassungsbestand sowie Neufassungen auf den Bestandsflächen zuzuordnen. Es handelt sich überwiegend um einfarbige Anstriche. Vereinzelt sind Walzmuster anzutreffen.
Umfassende Erneuerungen der Wandverputzungen fanden in der zweiten Jahrhunderthälfte in fast allen hochrangigen oder intensiver genutzten Räumen statt. Im Zuge dieser Renovierungen wurde der bis dahin überlieferte Altbestand offensichtlich weitgehend entfernt. Die neuen Putzschichten wurden gestrichen oder in den Wohnzimmern auch mit Mustertapeten versehen. Grundsätzlich lässt die Fassungsabfolge eine deutliche Aufhellung der Farbgebung erkennen.
Aus der frühen 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts stammt außerdem die heutige Verputzung der Fassaden mit dem zugehörigen hellgelben Anstrich. Die Datierung stützt sich auf die verwendeten Materialien, die Putzverarbeitung und die Schichtenfolge.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische und restauratorische Dokumentation
  • Dendrochronologische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Öschingen wurde im Dreißigjährigen Krieg fast nahezu zerstört. Durch den Wiederaufbau des 17. Jahrhunderts entstand eine Stadt, die durch zwei Durchgangsstraßen in horizontaler und vertikaler Ausrichtung geprägt ist. Das Dorf beschreibt in nordöstlicher Richtung einen Bogen und passt sich dem natürlichen Gefälle der Umgebung mit Berg- und Tallandschaften an. Im Kreuzungspunkt der beiden Hauptstraßen bildete sich eine kleine Dorfmitte in der auch die Bolbergstraße 18-20 steht.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
keine Angaben
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Der zweigeschossige Fachwerkbau ist konstruktiv in ein Vorder- und Hinterhaus gegliedert. Beide Gebäudehälften sind durch eine firsthohe Fachwerkwand funktional voneinander getrennt.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
Der Bestand der Fenster und Türen ist keiner einheitlichen Bauphase zuzuordnen. Es handelt sich um Bauteile des 19. sowie des 20. Jahrhunderts.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
    • Obergeschoss(e) aus Holz
  • Holzgerüstbau
    • allgemein
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Staken
  • Verwendete Materialien
    • Holz
    • Stein
  • Steinbau Mauerwerk
    • allgemein
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
    • Wand-, Deckenfassung, Gefachmalerei
Konstruktion/Material:
Der zweigeschossige Fachwerkbau ist konstruktiv in ein Vorder- und Hinterhaus gegliedert. Beide Gebäudehälften sind durch eine firsthohe Fachwerkwand funktional voneinander getrennt. Die Fachwerkkonstruktion ist vollständig gezapft und im Dachgeschoss finden sich viele Hölzer in Zweitverwendung. Die Gefache sind mit Holzstaken und Lehmbewurf gefüllt.
Das Erdgeschoss steht auf einem massiven Sockelgeschoss aus Naturstein. Der Fachwerkbau wurde im hinteren Hausbereich im Erdgeschoss in massiver Bauweise aus Porenbetonsteinen und Backsteinen ersetzt. Es lassen sich in einigen Räumen bauzeitliche Oberflächen wie wandhohe Holzvertäferungen, Kassettendecken und ähnliches finden. Die heutigen Oberflächen zeigen Überformungen des 19. und 20. Jahrhunderts, die aus verschiedenen Tapeten und Putzschichten zusammengesetzt sind.

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