Alte Aula (Tübingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ehem. Rentamt

ID: 198994274910  /  Datum: 11.11.2025
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Stettener Straße
Hausnummer: 2
Postleitzahl: 75050
Stadt-Teilort: Gemmingen

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Heilbronn (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8125034003
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Gärtnerhaus (75050 Gemmingen, Eppinger Straße 4/1)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Wie die dendrochronologische Altersbestimmung belegt, wurde das ehemalige Rentamt in Gemmingen um das Jahr 1671 (d) erbaut. Somit stammt das Gebäude - anders als bislang vermutet - nicht von 1618, sondern wurde erst beim Wiederaufbau Gemmingens nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs neu errichtet. Dabei wurden offenbar die Grundmauern eines Kellers des ehemals hier stehenden Mittelschlosses integriert. Bereits 46 Jahre später (im Jahr 1717) wurde das Rentamt umfangreichen Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen unterzogen. Das Gebäude wurde insbesondere nach Osten erweitert, erhielt neue, massiv gemauerte Außenwände an der Nord- und Ostseite des Erdgeschosses und wurde in den Fassaden symmetrisch gegliedert. Zudem wurde auch die innere Grundrissstruktur der beiden Vollgeschoss nahezu vollständig verändert.
Die nächsten größeren Eingriffe scheinen dann erst wieder im Jahr 1914 erfolgt zu sein, als die Fassaden saniert wurden und die nordöstliche Gebäudeecke ein Dachtürmchen erhielt.


1. Bauphase:
(1618)
Vorgängergebäude Mittelschloss
Im Bereich des heutigen Rentamtgebäudes stand ursprünglich das so genannte Mittelschloss der Herren von Gemmingen. Dieses Mittelschloss soll nach archivalischer Überlieferung im 30-jährigen Krieg (wohl in den 1630er Jahren) zerstört worden sein. Von diesem ehemaligen Mittelschloss könnten noch bis heute Reste im Rentamtgebäude vorhanden sein. Insbesondere die Grundmauern (Außenwände) des Gewölbekellers gehen auf ein Vorgängergebäude zurück und dürften somit einst zum Mittelschloss gehört haben.
Am nördlichen Giebel des heutigen Gebäudes befindet sich ein reich verziertes und mit dem Wappen der Herren von Gemmingen versehenes Rundbogen-Gewände, welches den Zugang zum Keller gewährt. Dieses Sandsteingewände trägt die Datierung 1618. Ob diese Datierung einen Hinweis auf eine bauliche Veränderung am ehemaligen Mittelschloss gibt oder ob die ältesten Reste des heutigen Gewölbekellers tatsächlich auf dieses Datum zurück gehen, muss momentan noch unbeantwortet bleiben.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude
Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz

2. Bauphase:
(1671)
Neubau des Gebäudes
Das Mittelschloss der Herren von Gemmingen wurde wohl in den 1630er Jahren zerstört. Am Ende des 30-jährigen Krieges soll Gemmingen nahezu entvölkert gewesen sein. Wie die dendrochronologische Altersbestimmung belegt, wurde um 1671 (d) das heutige Gebäude über den Grundmauern eines bestehenden Kellers neu erbaut.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude
Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz

3. Bauphase:
(1717)
Umbau und Erweiterung nach Osten
Eine inschriftliche Datierung am östlichen Türportal verweist auf die nächste größere Umbaumaßnahme am Rentamt. Warum bereits knapp 46 Jahre nach der Erbauung diese größeren Veränderungen vorgenommen wurden, ist noch unklar. Möglich wären erneute Zerstörungen und Schädigungen am Gebäude aufgrund des Erbfolgekriegs in den 1690er Jahren. Wie die Datierung, die vorgezogene östliche Dachtraufe und der Grundriss schnell erkennen lassen, wurde das Rentamtsgebäude um 1717 gut 2,3 m nach Osten erweitert. Typisch für diese Zeit ist die symmetrische Gliederung der Fassaden. Entsprechend wurden die neuen, sandsteinernen und geohrten Fenstergewände des Erdgeschosses symmetrisch gesetzt. Insbesondere an der nördlichen Giebelfassade lässt sich diese Symmetrie gut erkennen. Um die Symmetrie auch im Obergeschoss aufzunehmen, wurde das dortige Fachwerk gänzlich erneuert, die Fensteröffnungen neu gesetzt und die Fachwerkkonstruktion zeittypisch mit K-Streben ausgesteift. Wohl ebenfalls in dieser Zeit dürfte das Fachwerk überputzt worden sein. In den neuen Kelleraußenwänden (nach Norden und Osten) wurden renaissancezeitliche, sandsteinerne Öffnungsgewände in Zweitverwendung eingesetzt. Ebenso wurden die Deckenbalken über dem Erweiterungsbereich des Kellergeschosses aus zweitverwendeten, abgefasten Renaissance-Stützen hergestellt. Ebenfalls um 1717 dürften nahezu die gesamten Grundrissstrukturen der beiden Vollgeschosse neu angelegt worden sein.
Diese neuen Zonierungen nehmen nun kaum noch Bezug auf das Achsensystem des älteren Dachtragwerks von 1671.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude
Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz

4. Bauphase:
(1914)
Erbauung Dachtürmchen sowie Fassadensanierung und Fachwerk-Freilegung
Wie aus Bauakten hervorgeht, wurde um 1914 eine umfangreiche Fassadensanierung am Gebäude vorgenommen. Dabei wurden unter anderem die Fenster, die Außentüren und die Fensterläden aufgearbeitet bzw. erneuert. Außerdem wurde damals das Fachwerk freigelegt und schadhafte Fachwerkhölzer repariert bzw. erneuert. Die größte Veränderung wurde jedoch mit dem Aufsetzen eines Dachtürmchen an der nordöstlichen Ecke vollzogen.
In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgten weitere, zumeist kleinere bauliche Maßnahmen am Gebäude. So wurden einzelne Innenwände mit Hochlochziegeln eingestellt. Zudem erfolgten Strom- und Wasserinstallationen.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht von Norden / Ehem. Rentamt in 75050 Gemmingen (10.11.2016 - Markus Numberger)
Abbildungsnachweis
Inschriftliche Datierung „1717“ über dem Eingangsportal an der Ostfassade / Ehem. Rentamt in 75050 Gemmingen (10.11.2016 - Markus Numberger)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das ehemalige gemmingsche Rentamt befindet am südlichen Rand des historischen Ortskerns von Gemmingen. Es steht an der Einmündung der Stettener Straße in die Eppinger Straße.
Mit seinem aufwendig gestalteten, nördlichen Zierfachwerk-Giebel prägt das Gebäude den dortigen Straßenraum.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Beim Rentamt handelt es sich um ein zweigeschossiges Wohn- und ehemaliges Verwaltungsgebäude. Über einem hohen, massiv gemauerten Kellersockel erhebt sich zunächst eine ebenfalls mit massiven Außenwänden erbaute Erdgeschosszone. Darüber befindet sich ein unverputztes Fachwerk-Obergeschoss. Nach oben schließt das Gebäude mit zwei Dachgeschossebenen und Spitzboden unter einem Satteldach mit Schleppgaube und nordöstlichem Dachtürmchen ab.
Die Massivgeschosse sind durch sandsteinerne Eckquaderungen und geohrte Fenstergewände akzentuiert. Besonders erwähnenswert ist hier das nördliche Rundbogentor mit der Datierung 1618 und die östliche Freitreppe mit dem reich gestalteten Eingangsportal mit Datierung 1717. Die Fachwerkfassaden im Obergeschoss zeigen K-Streben. Das nördliche Giebelfachwerk dagegen aufwändige Zierelemente wie geschweifte Andreaskreuze, Kopfwinkelhölzer und Rautenfelder.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude ist nahezu vollflächig unterkellert. Der stattliche Gewölbekeller wird an der nördlichen Schmalseite über einen Kellerhals mit Rundbogentor erschlossen. Eine eindeutige Grundrisszonierung lässt sind in den beiden Vollgeschoss kaum ablesen.
Bei Umbaumaßnahmen im 18. Jahrhundert scheint es insbesondere in der nördlichen Gebäudehälfte zu Veränderungen gekommen zu sein, die eine klare Struktur vermissen lassen. Am ehesten ist hier von ehemals vier Querzonen und drei Längszonen auszugehen. Im Obergeschoss dürfte die nördliche Querzone als eine Art „Stubenzone“ anzusehen sein. Hier könnte sich auch ein Saal oder eine Ratsstube des Rentamts befunden haben. Die südlich anschließende Querzone nimmt die Vertikalerschließung (Treppenhaus) sowie eine ehemalige Küche (mit Ofenwand zur Stubenzone hin) auf. Die beiden südlichen Querzonen werden über einen Mittellängsflur erschlossen und verfügen über weitere Zimmer und Kammern.
Die beiden Dachgeschosse sind unausgebaut und dienen zu Lagerzwecken.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
  • Decken
    • Balkendecke
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Türen
Konstruktion/Material:
Der massiv gemauerte Gewölbekeller besitzt ein nachträglich erneuertes Tonnengewölbe aus Sandsteinquadern. Die gesamten Kellerwände sowie die Erdgeschoss-Außenwände wurden als Bruchstein-Mauerwerk aufgerichtet.
Die Innenwände des Erdgeschosses sowie das gesamte Obergeschoss wurden in Fachwerkbauweise errichtet. Die bauzeitliche Fachwerk- und Dachwerkkonstruktion des 17. Jahrhunderts besteht überwiegend aus Laubholz (Eiche und Pappel) und zeigt verzapfte Holzverbindungen. Bemerkenswert ist die umfangreiche Verwendung von Pappelholz insbesondere für die Stuhlstreben des Dachstuhls. Das Dachtragwerk wurde im 1. Dachgeschoss mit einer zweifach liegenden Stuhlkonstruktion mit mittlerer Stützenreihe errichtet. Die Aussteifung des Dachtragwerks erfolgte in Querrichtung über Kopfstreben zwischen den Stuhlstreben und den Druckriegeln. In Längsrichtung erfolgt die Aussteifung durch sich überkreuzende Kopfstreben zwischen den Stuhlstreben und dem Stuhlrähm.
Im 2. Dachgeschoss befindet sich eine zweifach liegende Stuhlkonstruktion mit nahezu identischen Aussteifungselemente wie im 1. Dachgeschoss. Abbundzeichen in Form von Dreieckskerben an den Querbundachsen belegen, dass das Dachtragwerk einheitlich und zeitgleich in einem Stück errichtet wurde. Es zeigen sich hier sechs Querzonen.
An der östlichen Längsseite wurde die Traufe des Daches nachträglich (um 1717) nach außen gesetzt, wofür eine zusätzliche Dachkonstruktion mit Ständern, Pfette und Sparren eingebaut wurde. Die vorhandenen Fachwerkkonstruktionen der Zeit um 1717 wurden weitestgehend mit Bruchsteinen und/oder Backsteinen ausgemauert. Lediglich an der südwestlichen Flurwand im Obergeschoss konnte ein Lehmflechtwerk-Gefache entdeckt werden. Da sich in dieser Längswand zugleich auch mehrere als bauzeitlich (1671) anzusehenden Ständer erhalten haben, ist davon auszugehen, dass sich hier eine der wenigen Fachwerk-Innenwände aus dem 17. Jahrhundert erhalten hat.

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